Die Beine eines Pferdes stützen das gesamte Gewicht des Körpers, ermöglichen Bewegung und müssen dabei enormen Belastungen standhalten. Kein Wunder, dass viele Reiter und Besitzer sich Sorgen um die Sehnen ihrer Pferde machen – vor allem, wenn es schon einmal zu einer Verletzung oder Überlastung gekommen ist.
Doch oft wird übersehen, dass die Sehnen nicht isoliert arbeiten. Sie sind ein Teil eines größeren Systems, das aus Muskeln, Faszien und Gelenken besteht. Probleme an einer Stelle können schnell Auswirkungen auf das gesamte Bein haben.
Die Verbindung von Muskel, Faszie und Sehne
Sehnen entspringen aus der Faszie, die die Muskeln umgibt, und verbinden sie mit den Knochen. Wenn Muskeln und Faszien verspannt oder verklebt sind, wird diese Spannung auf die Sehne übertragen. Das führt dazu, dass die Sehne einer erhöhten Belastung ausgesetzt ist – auch wenn äußerlich zunächst keine Anzeichen sichtbar sind.
Hier sind einige wichtige Muskel-Sehnen-Kombinationen:
1️⃣ Tiefer Beugemuskel (Musculus flexor digitorum profundus) und die tiefe Beugesehne:
Diese Kombination ist entscheidend für die Beugung des Hufgelenks. Ist der tiefe Beugemuskel verspannt, steht die tiefe Beugesehne unter ständigem Zug. Das kann nicht nur die Sehne belasten,
sondern auch den gesamten Bewegungsablauf beeinträchtigen.
2️⃣ Fesselträger (Musculus interosseus medius):
Der Fesselträger ist eine komplexe Struktur, die den unteren Teil des Beins stützt und die Last des Pferdekörpers trägt. Verklebte Faszien im Bereich des Fesselträgers können die Elastizität
beeinträchtigen, was zu einer erhöhten Belastung der Fessel führt.
3️⃣ Musculus extensor carpi radialis und die Strecksehnen:
Dieser Muskel und die Strecksehnen sind entscheidend für die Stabilität des Vorderbeins beim Auffußen. Probleme im Bereich der Muskulatur können hier schnell zu einer Überlastung der Strecksehnen
führen.
Das ganze Bein im Blick haben
Ein gesunder Bewegungsapparat braucht Balance – von der Schulter bis zur Hufspitze. Viele Probleme, die wir an den Sehnen wahrnehmen, haben ihren Ursprung in Verspannungen oder Verklebungen der Muskulatur und Faszien weiter oben.
Durch gezielte Arbeit, wie Massagen, Faszienarbeit oder sanfte Mobilisationsübungen, kannst du deinem Pferd helfen, Verspannungen zu lösen und die Belastung auf die Sehnen zu reduzieren. Beobachte genau: Wie bewegt sich dein Pferd? Gibt es Unterschiede in der Beweglichkeit zwischen den Beinen? Wo fühlt sich die Muskulatur fest an?
Die Sehnen deines Pferdes sind nur so gesund wie das System, zu dem sie gehören. Achte also nicht nur auf Schutzgamaschen oder Kühlung, sondern betrachte das gesamte Bein – und darüber hinaus.
Denn oft beginnt das Problem weiter oben, und die Lösung liegt in einer ganzheitlichen Betrachtung.
Kommentar schreiben