Das leidige Sattelthema

Ich oute mich:

 

Ich mag Sättel. Wirklich. Wenn mich Kunden fragen, ob wir beim nächsten Mal gemeinsam Sättel angucken können, freue ich mich. Ich weiß, das ist selten.

 

Doch wie kommt es, dass für so viele Reiter der Sattel so ein negatives Thema ist!? Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte: Meist sind nicht die schwierige Sattellage und die Sattelmodelle Schuld, sondern fehlendes Wissen plus schlechte Beratung. Die Kombination führt zu wahren Sattelodysseen.

 

Wenn ihr einen Sattler für euer Pferd bestellt informiert euch doch mal, ob derjenige überhaupt gelernter Sattler ist, oder vielleicht nur Reitsportfachverkäufer, der eben auch Sättel verkauft. Nichts gegen Reitsportfachverkäufer, aber ein Sattler ist er häufig nicht und nimmt auch die Änderungen an eurem Sattel nicht selber vor.

 

Mir geht es keineswegs darum gegen eine bestimmte Fachgruppe zu hetzen. Ich möchte nur dafür sensibilisieren zu hinterfragen: Wieviel kann ich dieser Person bzw ihrem Wissen zutrauen, welche Möglichkeiten hat er und wieweit geht sein Verständnis für Anatomie und Biomechanik von Pferd und Mensch.

 

Lasst euch erklären, warum der Sattel nach Meinung des Sattlers besonders gut oder gar nicht passt.

 

Häufig höre ich den Satz: Ach, mit Sätteln ist das doch auch so eine Glaubensfrage, da gibt es tausend Meinungen. Ehrlich gesagt, stimmt das nicht so ganz.

 

Es gibt ein paar Grundregeln und die gelten für jeden Sattel: Das Pferd muss sich in der Bewegung wohl fühlen, der Rücken muss beim Abtasten weich und schmerzfrei sein, womit einhergeht, dass die Muskulatur nicht abgeklemmt wird, der Sattel ausbalanciert liegt und der Reiter gut in dem Sattel sitzen kann. In meinen Anatomie und Sattelseminaren zeigt sich immer wieder, dass die meisten gelernt haben zu fühlen, ob die Schulter frei ist. Kaum einer jedoch hat gelernt zu tasten, wo die letzte Rippe ist, obwohl das genau so wichtig ist, da der letzte Brustwirbel das Ende der Sattellage kennzeichnet.

Ich empfehle jedem so viele Pferde wie möglich abzutasten. Jedes Pferd fühlt sich anders an, ist anders sensibel und anders gebaut. Das Ende der Schulter und die letzte Rippe bilden die äußere Begrenzung der Sattellage, dazwischen soll der Sattel gleichmäßig aufliegen, während der Trapezmuskel sich noch frei bewegen können muss. Liegt der Sattel ungleichmäßig auf, bilden sich sogenannte Brücken, d.h. manche Bereiche liegen auf, andere haben keinen Kontakt zu Pferderücken, dadurch entsteht ungleichmäßiger Druck, was über kurz oder lang zu Schmerzen führen wird.

 

Je häufiger ihr den Rücken eures Pferdes abastet, desto schneller fällt euch auf, wenn etwas nicht stimmt. Abgetastet werden Trapezmuskel und langer Rückenmuskel.

 

Anleitung

Ihr beginnt hinter dem Schulterblatt und tastet euch den Rücken entlang. Haltet etwas Abstand zu den Dornfortsätzen der Wirbelsäule, ungefähr eine Hand breit, und übt mit den Fingerkuppen im Abstand von 4-5cm sanften Druck aus. Wie stark der Druck ist hängt vom jeweiligen Pferd ab, blütige Pferde sind oft sehr sensibel in ihren Reaktionen, tastet euch hier vorsichtig heran, sonst ist der Rücken sofort total verspannt. Bei kräftigen und rundlicheren Pferd braucht man vielleicht auch mal etwas mehr Druck, aber auch hier gilt: vorsichtig anfangen und 

evtl steigern – kräftig heißt nicht automatisch unempfindlich.